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Die Pflegeinitiative hat in der Schweiz viel bewegt und doch liegt noch ein weiter Weg vor uns. Sie ist mehr als nur ein politisches Vorhaben. Sie ist eine Antwort auf die täglichen Herausforderungen in der Pflege: überlastete Teams, zu wenig Zeit für Patient:innen und kaum Raum zum Durchatmen.
Als ich noch selbst in der Pflege gearbeitet habe, wurde mir besonders während der Covid-Pandemie bewusst, wie wenig Anerkennung wir trotz unseres Einsatzes tatsächlich erhalten. Wir standen unter enormem Druck, arbeiteten oft bis zur Erschöpfung und ja, wir bekamen Applaus von Balkonen. Das tat gut, für einen Moment. Doch trotz der grossen Hoffnung, die mit der Pflegeinitiative verbunden war, veränderte sich wenig. Die Arbeitsbedingungen blieben hart, die Wertschätzung blieb grösstenteils aus.
Deshalb war ich unglaublich dankbar für den Dokumentarfilm "Heldin". Er hat mich nicht nur tief berührt, sondern auch auf eindrückliche Weise gezeigt, wie es wirklich ist. Dieser Reminder kam genau zur richtigen Zeit und er macht deutlich, dass wir jetzt nicht aufhören dürfen, uns einzusetzen, denn echte Veränderung passiert nicht von allein. Die Pflegeinitiative braucht unsere Unterstützung.
Was genau fordert die Pflegeinitiative?
Die Initiative wurde 2017 vom Berufsverband SBK ins Leben gerufen. Ihr Ziel: bessere Arbeitsbedingungen, mehr Anerkennung und ein starkes Signal gegen den zunehmenden Personalmangel. 2021 wurde sie mit klarer Mehrheit in einer Volksabstimmung angenommen.
Die Kernanliegen:
- Mehr Personal, damit die Pflege wieder Zeit für echte Betreuung hat
- Faire Arbeitsbedingungen, die Gesundheit und Vereinbarkeit ermöglichen
- Gezielte Ausbildungsförderung, um langfristig den Nachwuchs zu sichern
Was bisher umgesetzt wurde: In einer ersten Umsetzungsphase stellt der Bund seit Sommer 2024 rund eine Milliarde Franken für Aus- und Weiterbildungen zur Verfügung, dies auf acht Jahre verteilt. Damit sollen mehr Ausbildungsplätze an HF und FH entstehen und Praxisbetriebe bei der Begleitung von Lernenden unterstützt werden. Auch finanzielle Anreize für Studierende wurden eingeführt, z. B. durch Stipendien und Beiträge an Ausbildungsbetriebe. Ziel ist es, die Ausbildung in der Pflege attraktiver zu machen und den Zugang für motivierte Fachkräfte zu erleichtern. Einige Kantone, wie Zürich oder Bern, haben zudem eigene Programme gestartet, um die Ausbildung gezielt zu fördern. Wenn du diese Veränderungen nutzen und dich für eine HF-Ausbildung vorbereiten möchtest, findest du hilfreiche Tipps in unserem Artikel: Eignungstest HF Pflege: So gelingt dein Einstieg in die Pflegeausbildung.
Was noch aussteht: Die gesetzliche Regelung der Arbeitsbedingungen etwa zu Mindestlöhnen, Personalschlüssel und verbindlichen Erholungszeiten steht noch bevor. Der Bundesrat hatte angekündigt, bis Ende 2024 einen Gesetzesentwurf zur zweiten Umsetzungsphase vorzulegen. Bis heute wurde dieser jedoch nicht veröffentlicht. Ob und wann genau die politischen Beratungen beginnen und welche konkreten Verbesserungen daraus folgen, ist derzeit offen. Fachverbände befürchten, dass der Entwurf zu wenig verbindlich sein könnte. Umso wichtiger bleibt unser Engagement damit aus der Initiative echte Veränderung wird, die im Alltag spürbar ist.
Warum du den Unterschied machen kannst
Wenn du in der Pflege arbeitest, weisst du, wie es ist, wenn das Team am Limit läuft. Du weisst, wie sehr gute Bedingungen darüber entscheiden, ob man seinen Beruf liebt oder irgendwann aufgibt. Die Initiative kämpft genau dafür: dass Pflege nicht zur Dauerbelastung wird, sondern ein Beruf bleibt, den man weiterhin mit Freude ausüben kann.
Doch solange die gesetzlichen Verbesserungen noch nicht in Kraft treten, braucht es uns alle. Unsere Stimmen. Unsere Geschichten. Unser Engagement egal, ob du frisch in den Beruf einsteigst oder seit Jahren dabei bist. Genau jetzt ist der Moment, um sichtbar zu machen, was Pflege täglich leistet. Damit Entscheidungsträger:innen nicht an den Bedürfnissen der Praxis vorbeiplanen. Jede Rückmeldung, jede Geschichte, jede Stimme zählt, weil sie den Druck erhöht, wirklich etwas zu verändern. Je mehr wir sichtbar machen, was Pflege leistet, desto stärker wird unser Einfluss auf politische Entscheidungen.
Gerade weil der Gesetzesentwurf zur zweiten Umsetzungsphase noch aussteht und unklar ist, wie konkret und verbindlich die geplanten Regelungen ausfallen werden, ist es entscheidend, dass Pflegefachpersonen aktiv mitgestallten. Wer sich einbringt, hilft mit, realistische und praxisnahe Lösungen auf den Weg zu bringen und stärkt die Position der Pflege in der politischen Debatte.
Wie du dich konkret einbringen kannst
- Bleib informiert: Folge dem SBK oder anderen Berufsverbänden, lies pflegepolitische News und sprich mit Kolleg:innen.
- Sprich drüber: Tausche dich im Team aus. Gemeinsam entsteht oft der Mut, Dinge anzusprechen.
- Zeig Haltung: Ob im Bewerbungsgespräch oder im Alltag – wie du über Pflege sprichst, formt das Bild des Berufs.
- Gestalte mit: Viele Einrichtungen suchen Mitarbeitende für Projekte, Arbeitsgruppen oder Qualitätszirkel.
- Werde politisch aktiv: Unterstütze Petitionen, informiere dich über kantonale Abstimmungen – jede Stimme zählt.
Wenn du dich momentan an deinem Arbeitsplatz nicht mehr wohl fühlst, kann ein Stellenwechsel eine wertvolle Option sein. Denn auch wenn die Pflegeinitiative bereits angenommen wurde, wird es noch eine Weile dauern, bis alle politischen Massnahmen umgesetzt sind und sich spürbar auf deinen Berufsalltag auswirken. Statt abzuwarten oder den Beruf ganz an den Nagel zu hängen, kann es helfen, dein Umfeld zu verändern. Manchmal genügt schon ein neues Team, andere Strukturen oder ein besserer Dienstplan, um wieder mit Freude zur Arbeit zu gehen.
Fazit: Pflege braucht deine Stimme
Die Pflegeinitiative hat etwas angestossen aber damit daraus echte Veränderung wird, braucht es uns alle. Unsere Erfahrungen, unsere Fragen, unseren Mut. Pflege ist politisch und wenn wir möchten, dass sich etwas verändert, dürfen wir nicht darauf warten, dass andere für uns sprechen.
Und ja, Veränderungen brauchen Zeit. Bis sie im Alltag spürbar werden, können Monate oder sogar Jahre vergehen. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass du gut auf dich achtest, denn deine Gesundheit und deine Work-Life-Balance sind nicht verhandelbar. Wenn du wissen möchtest, wie du langfristig gesund und zufrieden in der Pflege bleiben kannst, lies auch unseren Artikel zur Work-Life-Balance in der Pflege.
Jede Stimme zählt. Auch deine.